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Zur Lage der Freien Kultur in Wien
In den vergangenen Monaten wird von der Kulturabteilung der Stadt Wien für den Bereich der so genannten freien Szene das Bild eines ungeordneten Rückzugsgefechts vermittelt. Trotz des höchsten Kulturbudgets der Stadt Wien in der Geschichte ist laut MA 7 im Juni schon kaum Geld für die Finanzierung von Projekten aus der freien Szene verfügbar. Im Oktober ist die Aussicht auf Finanzierung von Investitions- und Strukturkosten für das nächste Jahr gleich null. Das frei verfügbare Budget scheint also auf einen winzigen Prozentanteil geschwunden zu sein. Ist dies das Abbild der Realität oder Abbild einer Verfahrensweise? Sind die Gründe dafür ausschließlich in der verheerenden Bundespolitik der letzten Jahre zu finden, bzw. den Versuchen von Schadensbegrenzung, oder sind hier (auch) strukturelle Umdenkprozesse zu spät in Angriff genommen worden?

Realität ist jedenfalls, dass der Rückzug des Bundes aus seiner Verantwortung viele Kulturinitiativen und KünstlerInnen der erklärten Kunstmetropole an den Rand der Existenz gebracht hat. Das Fehlen ausreichender Arbeitsstrukturen für Sparten übergreifendes Arbeiten, wie in den Bereichen Theater und Tanz, wird jetzt auf tragische Weise spürbar.

Die permanente Betonung der Wichtigkeit einer aktiven freien Szene seitens des Kulturstadtrats steht fatal im Widerspruch zur Praxis. Wiederholten Forderungen der IGŽs nach Umstrukturierung wird zwar auf den meisten Ebenen inhaltlich zugestimmt, allerdings konnten bis dato kaum Veränderungen wahrgenommen werden. Worin liegen die tatsächlichen Schwierigkeiten der Umsetzung? Welche Prioritäten setzen die Kulturprogramme der anwesenden ((Kultur-)Politik gestaltenden) Parteien und was ist für die nahe Zukunft der Wiener freien Szene zu erwarten? Wie kann man die Kommunikation von Problemstellungen verbessern?

Umstrukturierung ist mittlerweile nicht nur auf politischer sondern auch auf beamteter Ebene Thema. Der erste große Versuch für einen Bereich Lösungsansätze zu finden, war die Theaterenquete der IG Freie Theaterarbeit. Diese Veranstaltung hat die Komplexität und Schwierigkeit des Unterfanges aufgezeigt, aber auch, dass einfache Rezepte keine befriedigenden Lösungen bringen werden. Eine Vorgehensweise im Dialog mit den Betroffenen sollte verstärkt werden, wenn ernsthafte Verbesserungen der Situation angestrebt werden.

Wir wollen die wiederholten Aussagen des Kulturstadtrats voll inhaltlich unterstreichen, wenn er sagt, dass „die Stadt sich nicht als Almosengeberin empfinden sollte, sondern als größte Finanziererin von Kunst- und Kulturprojekten und Strukturen, die auf die Stadt zurückstrahlen“. Wie weit soll sich die freie Szene auf die Stadt als Partner verlassen können?

In welchem Ausmaß wird das kreative Potenzial der Stadt genutzt? Gibt es Pläne, die immer noch bescheidene Auslandspräsenz zeitgenössischer Kunst aus Wien zu verstärken? Welche Kooperations- und Finanzierungsmöglichkeiten für Organisationen und Initiativen lassen sich mit der Stadt entwickeln?


Vorschläge an die Politik zur Umstrukturierung von
Subventionsvergabesystemen:

- Zielführend ist unserer Meinung nach nur eine differenzierte Strukturierung mit einer größeren Bandbreite von einander unabhängigen und auch interdisziplinären Finanzierungsstellen.

- Unterschiedliche Bearbeitungszeiten entsprechend der Größe der Projekte die beantragt werden. Kombination aus Kuratorenmodell (freies Budget / dreijährlich wechselnde/r KuratorIn), Beiratssystem (größere Vorhaben gekoppelt mit Beamtenebene), und frei verfügbare Mittel für die AbteilungsleiterInnen der Kulturabteilung zur unbürokratischen Finanzierung bei kleineren Ansuchen.

- Mehr künstlerisches Budget für bestehende Veranstalter, damit (bereits entwickelte / bestehende) Produktionen auch von diesen gezahlt werden können. etc.


Podiumsdiskussion mit:

Marie Ringler, Kultursprecherin der GRÜNEN
Ernst Woller, Vorsitzender des Kulturausschusses und Kultursprecher der SPÖ
Dr. Andreas Salcher, Kultursprecher der ÖVP

Moderation: Andrea Schurian

Dienstag, 13.11.2002, 19 Uhr

DEPOT, 1070 Wien, Breite Gasse 3 eine
Veranstaltung der IG Kultur Wien