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Ankündigungen & Fakten, Visionen & Tatsachen.
Groß waren die Worte und Ankündigungen, als Mailath-Pokorny vor mittlerweile drei
Jahren sein Amt als Kulturstadtrat antrat. „Eine Gegenöffentlichkeit wolle er schaffen“,
den „Diskurs im Kulturbereich fördern“ sowie ein „Gegenmodell zu schwarz-blau“
schaffen. Vielleicht hätte ihm jemand sagen müssen, dass ein Gegenmodell nicht
gleichzusetzen ist mit einem Paralleluniversum, dass Diskurs im Kulturbereich nicht mit
Konzeptlosigkeit zu erreichen ist, und schwarz-weiß beim besten Willen niemals ein
Gegenmodell zu schwarz-blau sein wird.

Groß waren aber die Taten – oder zumindest einige der Budgets, die in den letzten drei
Jahren der Amstzeit Mailath-Pokorny flugs verteilt wurden:

- Nicht enden wollend ist das Thema „Viertes Opernhaus“ sowie die
Musicalbühnen: Das Opernhaus im Theater an der Wien wird jährlich mit 21
Millionen Euro zu Buche schlagen. Das Ronacher, vor 20 Jahren um 12,35
Millionen Euro renoviert, soll ein weiteres mal umgebaut werden. Diesmal darf´s
40 Millionen Euro kosten. Der laufende Betrieb der Musicalbühnen im Ronacher
und Raimundtheater wird dann jährlich weitere 18,4 Millionen Euro
verschlingen. Damit ist jetzt schon klar, dass sich das ohnehin schon
angespannte Kulturbudget spätestens ab 2007 im Würgegriff der Oper sowie
des Musicals der Vereinigten Bühnen befinden wird.
Dazu ein Kommentar von Marie Ringler nachzulesen unter:
http://marieringler.twoday.net/stories/154006/

- Donauinselfest und Stadtfest, die beiden Repräsentationsfestivitäten von SPÖ
und ÖVP bekamen umgehend eine Budgeterhöhung von satten 145.345 Euro
(ATS 2 Mio.). Dem nicht genug gab es im heurigen Frühjahr noch einen kleinen
Nachschlag: Eine weitere Subventionserhöhung um 100.000 Euro erfreuen die
Event-ManagerInnen von Donauinsel-Spektakel und Maifest, stehen nun doch
insgesamt 1.259.419 Euro (ATS 17,33 Mio.) jährlich zur Verfügung.

- Fassaden sind wichtig: Deshalb wurde die Albertina-Fassade im Jahr zwei der
Ära Mailath-Pokorny ebenfalls mit Mitteln aus dem Kulturbudget renoviert.
Kostenpunkt: 218.000 (ATS 3 Mio.) Euro

- Das rechtsextreme Prestigeprojekt „Haus der Heimat“ hat nur dank medialer
Schelte keine 650.000 Euro (ATS 8,94 Mio.) aus dem Kulturbudget bekommen.
Dass das Geld dann aus dem Finanzbudget Rieders kam, ist da kein Trost.

- Auch die flugs ins Leben gerufene Jubel-Postille „K2“, die abwechselnd die
Kulturverantwortlichen und Landeshauptleute Wiens und Niederösterreichs
abfeiert, darf sich über 182.000 Euro (ATS 2,5 Mio.) Jahressubvention freuen,
während das international renommierte Kunstmagazin „springerin“ mit
jährlichen 20.000 Euro nicht weit hüpfen kann.

- Häupls Freund, Joe Zawinul, erhielt für seinen Jazzclub „Birdland“ im Hotel
Hilton eine kleine Zuwendung: 726.000 Euro (ATS 10 Mio.) dürfen´s sein – ein
Betrag den sich unzählige innovative MusikerInnen aus dem elektronischen
Musikbereich nicht mal in ihren kühnsten Träumen auszumalen wagen.

- Beachtliches Verhandlungsgeschick wiederum bewies die Familie des
Schriftstellers Gerhard Fritsch: 654.055 Euro wurden für dessen Nachlass
hingeblättert. Experten schätzen, dass zumindest 400.000 Euro davon zuviel
bezahlt wurden. Zum Vergleich: der Nachlass des Ödon von Horvath war der
Stadt „nur“ 510.000 Euro wert.

- Dass mit dem Debakel im Rabenhof-Theater weitere 2,5 Millionen Euro
sprichwörtlich versenkt worden sind, ist da nur mehr Makulatur.

Soviel zu einigen gewaltigen Missgriffen.

Die Kommunikation mit Kulturschaffenden scheint Mailath-Pokorny leider eher als
Bedrohung denn als Bereicherung zu empfinden. Konstruktive Gespräche? Termine für
KünstlerInnen beim Stadtrat? Nichts zu machen. Stattdessen wurde Marboes
bürgerlich-konservativer Kurs vom Nachfolger rigoros weitergeführt. Der ausbleibende
Gestaltungswille Mailath-Pokornys wird da auch nicht durch das Fehlen jeglicher
Akzente in seiner Politik wettgemacht. Wenn sich der Stadtrat aber dann doch einer
seiner eigentlichen Aufgaben entsinnt und sich aufmacht, um andere Ufer zu
entdecken, gibt er nach drei missglückten Zügen auf. So geschehen u.a. bei seiner
Initiative „Dialog.Diskussion.Demokratie“. Netter Versuch, richtiger Ansatz. Nach einer
großangelegten Pressekonferenz, dem Entwurf eines Logos und einigen
nettgemeinten Unterstützungen anderer Veranstaltungen ist das Projekt allerdings
dann auch wieder sanft entschlafen.
Immer wieder angekündigt wurde die Belebung des „Kunstplatz Karlsplatz“. Es blieb
auch hier lediglich bei Ankündigungen.

Was kann, ja soll Kulturpolitik nun eigentlich leisten?
Kulturpolitik kann nicht von oben interessante Kunstproduktion verordnen. Sie kann
aber spannende künstlerische Arbeiten, intelligenten Diskurs und innovative Ideen
unterstützen. Sie kann dort, wo Wien große Stärken hat, diese weiter stärken und
muss dort, wo es Defizite gibt, schwerpunktmäßig fördern.
Und: Sinnvolle Kulturpolitik kann strukturell gegensteuern, wenn verkrustete,
verstaubte Strukturen eine Weiterentwicklung schlicht verhindern.

Fazit:
Mailath-Pokorny darf die ihm verbleibende Zeit nicht sinnlos verstreichen lassen,
sondern soll sich an die Arbeit machen.
Er muss sicherstellen, dass künstlerische Produktion ihren Platz hat und sichtbar
gemacht wird. Ein Fond für Kunstvermittlung, der all jene unterstützt, die neue
Publikumsschichten erschließen und künstlerische Arbeit vermitteln, wäre ein erster,
ernsthafter Ansatz. Ebenso müssen dringend Schwerpunkte im Bereich des
interdisziplinärem künstlerischen Schaffens und der Neuen Medien gesetzt werden.