Die Grünen präsentieren ein Konzept zur Etablierung eines Open-Source-Kompetenzzentrums
1. Die Ausgangslage
Die Entscheidung der Stadt zum Thema Open Source in der Stadtverwaltung fiel zögerlich aus. So wird mit nächstem Jahr allen Abteilungen frei gestellt, ob sie auf das Betriebssystem Linux und die Software "Open Office" umsteigen oder lieber die bekannten Microsoft-Systeme beibehalten möchten. Bei der Argumentation, warum ein Umstieg auf OS prinzipiell wünschenswert wäre, greifen sozialdemokratische PolitikerInnen endlich auch Grüne Argumente auf. So verweist die Technologiesprecherin der Wiener Grünen, Marie Ringler, seit langem nicht nur auf die potenziellen Kosteneinsparungen, sondern auch auf die Möglichkeit, durch ein Bekenntnis zu Open Source Software den lokalen Wirtschaftsstandort zu stärken und stieß damit auch in der SPÖ auf Interesse. Beim konkreten Vorschlag, wie eine solche Initiative aussehen könnte, gehen die Grünen nun wiederum voran und präsentieren ein Konzept zur Etablierung eines Open-Source-Kompetenzzentrums. 2. Grundidee Die Szene der Open-Source-UnternehmerInnen zeichnet sich durch besondere Kleinteiligkeit und Vielfalt aus. Teilweise sind die Einzel- oder KleinunternehmerInnen zwar unter einander gut bekannt, einer breiten Öffentlichkeit bleiben ihre Dienstleistungen aber oft verborgen. Zwar gibt es einzelne Initiativen wie etwa die Open-Source-Plattform innerhalb der Wirtschaftskammmer, die es sich zum Ziel gesetzt hat, als Sammelbecken auch eine Schnittstelle zu potenziellen KundInnen darzustellen. Dennoch reichte die Wirkung sowohl dieser Initiative als auch anderer ähnlich gelagerter Vorhaben bisher nicht über einen engen "Insider-Kreis" hinaus. Das Kompetenzzentrum "Open Source" greift daher das Anliegen, Öffentlichkeit und damit auch Markt für Open-Source-DienstleisterInnen zu schaffen, auf, geht aber in Anlehnung an erfolgreiche internationale Beispiele und mit dem Ziel, die lokale Wirtschaftskraft nachhaltig zu stärken, darüber hinaus. 3. Aufgaben Als Tochterunternehmen des Wiener Wirtschaftsförderungsfonds gegründet, agiert das "Open Mind Center" in enger Absprache mit dem WWFF, dem Wiener Wissenschafts- und Technologiefonds, den UnternehmerInnen und in Wien und der Region ansäßigen Forschungseinrichtungen. FOLGENDE AUFGABEN ERFÜLLT DAS OPEN-SOURCE-KOMPETENZZENTRUM: - Es erarbeitet und wickelt auf Open Source Produkte zielgerichtete Ausschreibungen ("Calls") ab, wie sie bereits bisher vom Wiener Wirtschaftsförderungsfonds im Bereich Informations- und Kommunikationstechnologien eingesetzt werden und koordiniert seine Fördertätigkeit mit den sonstigen Wirtschaftsförderungs-Einrichtungen von Stadt und Bund. Schwerpunkt der Fördertätigkeit im ersten Schritt sollte Know-How und Entwicklung von Software-Applikationen sein, die die Stadt Wien im Rahmen ihres Linux-Umstieges benötigen werden (z.B. angedachter "Behörden-Desktop") aber auch E-Government Anwendungen. - Das Kompetenzzentrum fungiert für seine Mitglieder und potenzielle KundInnen als Informationsdrehscheibe. Zu seinen Serviceleistungen für die Mitglieder gehören regelmäßige Updates zu europaweit laufenden Ausschreibungen im Zusammenhang mit Open Source Software. Das Zentrum bezieht dazu auch Informationen von kostenpflichtigen Plattformen. Mögliche KundInnen informiert das Zentrum über die Dienstleistungen der in der Region ansässigen Unternehmen (Match-Making-Funktion). - Das Kompetenzzentrum vernetzt Open-Source-Softwareanbieter unter einer seriös und verlässlich positionierten Dachmarke. Geografisch agiert es grenzüberschreitend und wendet es sich an Unternehmen und Forschungseinrichtungen in Wien sowie den angrenzenden Regionen in Österreich, Tschechien, der Slowakei und Ungarns. - Es organisiert die nationale und internationale Vermarktung der Vorteile von OS sowie der Unternehmen und Produkte bei Konferenzen, Messen, Vorträgen und Workshops und organisiert die Vernetzung mit anderen Kommunen wie beispielsweise München. - Unter Verwendung der Dachmarke betreibt es Marketing/Lobbying für Open Source und die Dienstleistungen der Mitglieder in Österreich und den angrenzenden Regionen/Staaten sowie bei der EU. - Es richtet einen "Showroom ein, in dem regelmäßige und kostenlose Open-Source-"Erstkontakte" organisiert werden. Potenzielle KundInnen lernen OSS bei "demonstration seminars" kennen. - Das Kompetenzzentrum selbst nimmt keine Aufträge an bzw. vermittelt auch keine Aufträge weiter. Es versteht sich als Service-Einrichtung, das bestehende Unternehmen vernetzen und Öffentlichkeitsarbeit für Open Source Software betreibt. - In dieser Funktion nimmt es auch Kontakt mit Schulungszentren (sowohl staatlichen etwa des AMS als auch privaten) auf und versucht, Bewusstsein für die Bedeutung des gekonnten Umgangs mit OSS zu vermitteln. Ebenso betreibt das Zentrum Awareness-Bildung in Unternehmen und Schulen zum Abbau von Schranken und Schwellenängsten. 4. Eckdaten - Das OS-Kompetenzzentrum versteht sich primär als Dienstleistungs- und Vernetzungszentrum. Es adressiert in erster Linie zwei Zielgruppen: UnternehmerInnen und UserInnen (die gleichzeitig auch KundInnen sein können). Im Unterschied zu bestehenden Technologiezentren stellt es keine Räumlichkeiten zur Verfügung, sondern nimmt durch eine netzwerkartige Struktur auf die Besonderheiten der OS-Szene Rücksicht. - Jährlich wird dem Zentrum ein Grundbudget zur Verfügung gestellt, für das in einer ersten Phase im Wesentlichen die Stadt Wien und die Wirtschaftskammer Österreich bzw. Wien aufkommen. Darüber hinaus lukriert das Zentrum einen Teil seines Budgets aus Beiträgen der Mitglieder. Für spezielle Ausschreibungen kooperiert das Zentrum mit etablierten Wirtschaftsfördereinrichtungen der Stadt bzw. des Bundes. 5. Internationale Referenzbeispiele - Birmingham (UK): "Open Advantage" "Delivering the Open Source Advantage to the West Midlands" ein in Birmingham angesiedeltes Zentrum, das hauptsächlich PR und Awarness betreibt sowie Trainings für Open Source im westlichen England anbietet. www.openadvantage.org - Asiatischer Raum: "ASIAOSC - Asian Open Source Center" "Promoting open source and free software in Asia" hauptsächlich Vernetzungs- und Öffentlichkeitsmaßnahmen für Open Source und Free Software in Form von "Black Boards", einem Community Server, einer Knowledge-Base und diversen Veranstaltungen wie Konferenzen und Workshops. www.asiaosc.org - Süd Afrika: "Meraka Open Source Center South Africa" Ein auf Beratungstätigkeiten für Regierung, Unternehmen und Trainings spezialisiertes Zentrum. www.meraka.org.za - Skandinavischer Raum: "Nordic Open Source" ein Zentrum, das in erster Linie aus einer Website besteht und den Mitgliedern eine Möglichkeit zum Austausch in einem Forum und OS-Programme zum Download anbietet. Ziel ist es, Awarness im skandinavischen Raum für Open Source zu schaffen. www.nordicos.org |