Oder: Hemmungsloses Cross-Marketing für Fortgeschrittene
Die SPÖ hat ihr Donauinselfest, die ÖVP feiert das Stadtfest - beides Parteiveranstaltungen in bester Eventkultur-Manier.
Der kleine Unterschied: Die Wiener SPÖ gönnt ihrem Donauinselfest heuer eine Budgeterhöhung um sagenhafte 100.000 Euro! Damit schlägt die Parteiveranstaltung auf der Insel jährlich mit insgesamt 1.259.419 Euro zu Buche. Bezahlt werden die feucht-fröhlichen Festivitäten aus dem Wiener Kulturbudget. Und das, während aller Ortens kleine Kulturinitiativen ums Überleben kämpfen müssen, Budgetkürzungen schon fast zum Tagesgeschäft gehören und die Freie Szene sukzessive ausgetrocknet wird. Die Grünen kritisieren schon seit Jahren heftig, dass es sich bei Donauinselfest und Stadtfest um Partei-Event- Spektakel handelt, die ohne Einflussnahme der Parteien organisiert werden sollten und in dieser Form nicht mehr als schlecht getarnte Parteiwerbung sind. Darüber hinaus stellt sich auch die Frage, wem Mailath-Pokorny eigentlich die 100.000 Euro weggenommen hat: War es das Identities Queer Filmfestival, das dieses Jahr 100.000 Euro weniger bekommt? Handelt es sich um das Büro für Mode, Unit F, dem dieselbe Summe fehlt? Oder doch eher um den Orpheus Trust, der sich um vertriebene KomponistInnen kümmert? Dem nicht genug: Auch das Maifest im Wiener Prater ist eine nur schlecht getarnte Parteiveranstaltung und bekommt auch in diesem Jahr satte 181.689 Euro von Mailath- Pokorny. Nun scheinen aber die letzten Schranken und Hemmungen gefallen zu sein und die Wiener SPÖ gibt sich nicht mal mehr die Mühe, zu verschleiern dass das Maifest eigentlich eine hauseigene Party ist. Auf Dreiecksständern, die derzeit die Stadt zieren, ist auf der einen Seite Werbung für das Maifest zu sehen und einträchtig daneben klebt Wahlwerbung für die FSG, die Freien Sozialistischen GewerkschafterInnen. Ganz nebenbei ist nämlich Arbeiterkammer-Wahl und die SPÖ hatte wohl noch etwas Platz auf Ihren Plakatständern, der nicht ungenutzt bleiben wollte. Was dem Fass allerdings entgültig den Boden ausschlägt ist die Tatsache, dass das Logo der Freien Sozialistischen GewerkschafterInnen mit Wahlaufruf auch in aller Pracht und Größe auf den Werbeplakaten für das Maifest selbst prangt! Da möchte die ÖVP mit ihrem Stadtfest natürlich um nichts nachstehen und hat auf ihren Dreiecksständern ebenfalls Werbung für die AK-Wahl mit ihrem ÖAAB-Logo (Christliche Gewerkschafter) neben Werbung für das Stadtfest affichiert. Dass das ÖVP-Logo selbst auch auf den Plakaten für das Stadtfest zu sehen ist, ist dann fast nur mehr Makulatur. Die Grünen haben deshalb heute im Gemeinderat gefordert, die Budgetvergabe Donauinselfest und Maifest von der Tagesordnung abzusetzten, wurden aber mit den Stimmen von SPÖ und ÖVP überstimmt. So fließen also ungeniert Gelder aus dem Kulturbudget in den Topf für Wahlwerbung von SPÖ und ÖVP. Mäßigung und Weitblick war noch nie eine besondere Stärke der beiden Parteien, doch jetzt ist Schluss mit lustig. |